Sozialverhalten von Kaninchen


Als Sozialverhalten bezeichnet man alle Verhaltensweisen, die auf Reaktionen oder Aktionen anderer Gruppenmitglieder zielen. Sozialverhalten umfasst somit Formen des einträchtigen Zusammenlebens genauso wie konflikthaftes Verhalten.

Kaninchen bilden sog. (geschlossene) individualisierte Verbände. Das bedeutet, Gruppenmitglieder erkennen sich persönlich (individuell) am Geruch, Lauten und Aussehen. Damit solche Verbände Bestand haben können, müssen die Tiere Möglichkeiten entwickelt, miteinander zu agieren, sich zu verständigen, zu kommunizieren.

Gruppenbildung bietet den Kaninchen verschiedene Vorteile. Sie sind besser gegen Feinde geschützt, die Gruppe bietet ihnen Sicherheit. Ressourcen können besserer verteidigt werden, Fortpflanzungspartner stehen in ihrer Gesamtheit in größerer Auswahl zur Verfügung. Arbeitsteilung kann die Leistungsfähigkeit verbessern. Nachteile eines Gruppengefüges sind unter anderem die erhöhte Gefahr von Erregerübertragung und die größere Anzahl von Tieren, die Beutegreifer leichter auf sich aufmerksam machen. Ressourcen müssen in ausreichenden Menge vorhanden sein, sonst hat eine Gruppe keine Überlebenschance. Daher umfassen Gruppen immer nur eine bestimmte Anzahl von Tieren. Überwiegen die Nachteile für die Gruppe, ist dies nicht besonders effektiv.

Das Gruppenverhalten ist genetisch festgelegt. das heißt wesentliche Elemente des Sozialverhaltens sind angeboren. Auch ein Kaninchen, welches mit der Hand aufgezogen wird und nie Kontakt zu Artgenossen hatte, hat ein Bedürfnis nach Sozialverhalten. In individualisierten Verbänden findet man zusätzlich verschiedene Traditionen, die erlernt und weitergegeben werden. Zum Beispiel die Wahl bestimmter Futterpflanzen, die Jungtiere von den Erwachsenen lernen können.

Sozialverhalten von Kaninchen


Stauffacher (1985) zeigte, dass das Verhalten von Hauskaninchen in einer strukturierten Umgebung mit dem Verhalten von Wildkaninchen vergleichbar ist. Nach Lehmann (1991) sind Hauskaninchen allerdings weniger aggressiv als wilde Kaninchen.

Vastrade (1986) zeigte ein vergleichbares Raumnutzungsverhalten von Haus- und Wildkaninchen. Das Verhalten wilder Kaninchen kann daher dem Verständnis des Verhaltens von Hauskaninchen von nutzen sein.

Auf das Sozialverhalten wilder Kaninchen wird hier eingegangen: Wildkaninchen – Sozialverhalten

Zum Sozialverhalten zählen z.B:

  • Territorialverhalten
  • Konfliktverhalten
  • Rangordnung
  • Paarungsverhalten
  • Aufzucht
  • Soziale Körperpflege

Konfliktverhalten


Abbildung 1: Angriff und Flucht. Das dominante Weibchen attackiert bei der Vergesellschaftung den Fremden.

Abbildung 2: Vertreiben. Nachdem das helle Weibchen den schwarzen Rammler bedrängt hat reagiert dieser und scheucht sie davon.

Abbildung 3: Sprungduell. Die beiden Weibchen springen gegeneinander und schlagen mit den Vorderpfoten

Komfortverhalten


Abbildung 4: „Social grooming“. Das Geschwisterpärchen pflegt sich gegenseitig das Fell. So lassen sich Stellen erreichen, die sonst schwer zu putzen sind und Bindungen stärken.

Abbildung 5: Kontaktsuche. Das japanerfarbene Weibchen ist neu in der Gruppe. Sie drückt sich flach auf den Boden und schiebt den Kopf näher an das rote, ranghohe Weibchen. Das rote Weibchen reagiert, indem es die andere putzt. Das neue Weibchen versucht so Beziehungen zu den anderen Gruppenmitgliedern aufzubauen, um sich in die Gruppe einzugliedern.

Abbildung 6: Kontaktliegen. Schlafen im engen Körperkontakt finden man vor allem bei sich nahe stehenden Tieren, in diesem Fall zwei Schwestern.

Quellen


Lehmann M. (1991): Social behaviour in young domestic rabbits under semi-natural conditions, Institute for Zoology, University of Berne, Abteilung für Sozial-und Nutztierethologie, Ethologische Station Hasli, Wohlenstrasse 50A, CH-3032 Hinterkappelen, Switzerland

Stauffacher M. (1992): Group housing and enrichment cages for breeding, fattening and laboratory rabbits. Anim Welfare, 1. 105-125

Vastrade F. (1986): Spacing Behaviour of Free-Ranging Domestic Rabbits, Oryctolagus cuniculus L., Animal Behaviour Science, 18 (1987) 185-195