Feldhasen und Kaninchen


Sowohl das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) als auch der Feldhase (Lepus europaeus) zählen zur Familie der Hasen (Leporidae), aber zu unterschiedlichen Gattungen. Während das Wildkaninchen zu den Oryctolagus zählt, gehört der Feldhase zu den Echten Hasen (Lepus).

Immer noch werden von vielen Haltern Hauskaninchen und Feldhasen verwechselt. Größe und Aussehen haben einigen Kaninchenzuchtformen den Beinamen „Stallhase“ eingebracht. Auch gibt es eine Rasse mit dem Namen „Hasenkaninchen“. Trotzdem sind diese Tiere Hauskaninchen, die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchen.

Feldhasen hingegen sind nie domestiziert worden. Sie finden sich, wenn überhaupt in wenigen Wildparks oder als Findelkinder in Privathaushalten.

Feldhasen und Kaninchen unterscheiden sich grundlegend. Während Kaninchen in großen Kolonien leben, sind Feldhasen Einzelgänger und kommen nur zur Paarung zusammen. Im Normalfall legen Kaninchen Bauten an und bevorzugen geschütztes Gelände, während Feldhasen Mulden nutzen und offene Felder bevorzugen. Kaninchen sind Nesthocker und kommen blind und nackt auf die Welt, Feldhasen sind Nestflüchter. Auch das Fluchtverhalten unterscheidet sich. Wildkaninchen suchen Deckung, der Feldhase hingegen versucht seinen Verfolger abzuschütteln.

Letzteres ist auch der Grund, warum der Feldhase nicht domestiziert wurde. Feldhasen brauchen große Gehege und ihre Nachzucht in Gefangenschaft ist nicht einfach. Daher dominierte das Kaninchen nach seiner Entdeckung bald als Gehegetier und verdrängte den Feldhasen letztendlich völlig.

Abbildung 1: Feldhase

Urheber: Martin Mecnarowski; Commons-Lizenz; Orginal (Stand Oktober 2023)

Abbildung 2: Wildkaninchen

Urheber: Drow male; GNU FDL; Orginaldatei (Stand Oktober 2023)

Die rein äußerliche Unterscheidung von Kaninchen und Feldhase ist schwierig, da viele Zuchtformen des Kaninchens dem Feldhasen ähneln. Feldhasen sind immer rötlichbraun mit weißem Bauch, schwarzen Ohrrändern/Spitzen, einem schlanken Körperbau, langen Läufen, Ohren die länger sind als der Kopf und ausgewachsen einem Gewicht von 2,5 bis 5 kg. Aber es gibt auch Varianten des Kaninchens, die diese Merkmale haben können.

Wildkaninchen Feldhase
Lebensweise
Höhlenbewohner, Grabtier Keine Bauten, Lauftier
Gruppentier Einzelgänger
Auf der Flucht anfangs schneller als der Hase, weniger ausdauernd Ausdauernder Läufer
Fortpflanzung
31 Tage Tragezeit 42 Tage Tragezeit
Nesthocker Nestflüchter
Wurfgröße 4 – 12 Wurfgröße 1 – 4
Körperbau
Gewicht (alter Rammler) 2 – 3 kg Gewicht (alter Rammler) 5 – 6 kg
Körperlänge 40 – 45 cm Körperlänge 60 – 70 cm
Kopflänge 8 cm Köpflänge 12 cm
Schwanzlänge 6 cm Schwanzlänge 9 – 10 cm
Ohrenlänge 7 – 8 cm Ohrenlänge 12 – 14 cm
Gedrungener Bau Schlanker Bau
Fell mehr grau Fell mit mehr roten Tönen
Ohrspitze schwarz gerändert Ohrspitze mit großem schwarzen Fleck
Haare nach hinten gerichtet, glatt anliegend Haare mehr aufwärtsgerichtet
Keine Haarwirbel zahlreiche Haarwirbel
Grannenhaare 2 – 3 cm Grannenhaare 6 – 7 cm
Weißes Fleisch Rotes Fleisch
Choanenöffnung so breit wie ein Drittel der Backenzahnreihe Choanenöffnung breiter als halbe Länge der Backenzahnreihe
Jochbeifortsatz lang und breit Jochbeifortsatz klein und schmal
Elle neben der Speiche Elle hinter der Speiche
Iris dunkelbraun Iris gelbbraun
44 Chromosomen 48 Chromosomen

Quellen


Boback, Alfred W.; Das Wildkaninchen: (Oryctolagus cuniculus (Linné, 1758); 2., unveränd. Aufl.; Nachdr. der 1. Aufl., Wittenberg Lutherstadt, Ziemsen, 1970; Hohenwarsleben; Westarp-Wiss.-Verl.-Ges.; 2004; (Die neue Brehm-Bücherei; 415); ISBN 3-89432-791-X

Schlolaut, W. (Hrsg) in Zusammenarbeit mit Lange, K.; Das große Buch vom Kaninchen; 3., erw. Aufl.; Frankfurt am Main; DLG-Verl., 2003; 488 S.; ISBN 3-7690-0592-9